Wie soll die Zukunft der digitalen Bildung in Europa aussehen? DEAP gibt Antworten

Computer Bildschirm mit Codes aus einem Programm

Ende September 2020 hat die Europäische Kommission einen neuen „Aktionsplan für digitale Bildung(DEAP; 2021-2027) ausgerufen. Das Ziel ist, die „allgemeine und berufliche Bildung für das digitale Zeitalter neu auf[zu]stellen“. Aber was heißt „neu aufstellen“? In welche Richtung wird neu aufgestellt? Was genau möchte die Europäische Kommission ändern? Und welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit in den Plänen?

Über diese und weitere Fragen haben Prof. Dr. Birgit Eickelmann, Dr. Nina Grünberger und Prof. Dr. Dan Verständigmit mir am 4. Dezember 2020 bei der nachhaltig digital – digital nachhaltig Tagung (Universität Göttingen) gesprochen.

Um nur ein paar Highlights zu nennen: Birgit Eickelmann hob hervor, wie gut strukturiert der neue DEAP ist. Zwei klare und wichtige Handlungsbereiche: (1) Förderung der Entwicklung eines leistungsfähigen digitalen Bildungsökosystems, um Disparitäten entgegen zu wirken, und (2) Ausbau digitaler Kompetenzen und Fertigkeiten für den digitalen Wandel. Es müssten aber nicht nur Ergebnisse, sondern auch Prozesse angeschaut werden: Wir müssen die Mechanismen besser verstehen, die bei der Bildung in der digitalen Welt ablaufen.

Nina Grünberger begrüßte den Blick beim DEAP auf Infrastrukturen, die nie nur national oder lokal gedacht werden können. Kritisch betrachtet sie allerdings den Fokus auf Europa: Diese Infrastrukturen, Prozesse und Herausforderungen sind global. Sie beschrieb konkrete Projekte mit Grundschulkindern, die es schaffen, die globale Verschränkungen mit dem eigenen Lebenswelt zu verknüpfen.

Dan Verständig begrüßte, dass Kreativität und Gestaltbarkeit eine wichtige Rolle im DEAP spielen. Dies sei kein instrumentelles Verständnis von computational thinking, sondern ein produktives, kreatives Verständnis in dem Gestaltung und kritisches Denken vorkommen. Die Rolle von Künstliche Intelligenz schien ihm unzureichend behandelt – es taucht auf, aber ist nicht eingebettet. KI könnte weiter ausgeführt werden, und – wie einige weiteren Themen im DEAP – in allgemeineren Gedanken zur Kultur der Digitalität eingebettet werden.

Wo sie sich trotz unterschiedlicher Perspektiven auf Digitalität und Bildung einig waren: Wörter wie „grüne Transformation“, „Nachhaltigkeit“ und „Klimakrise“ werden über die DEAP Dokumente gestreut. Aber sie sind nicht in den konkreten „Aktionen“ vordergründig. Das heißt, sie werden nicht mit Ressourcen unterfüttert und es wird nicht gemessen, ob diese (grüne) Ziele erreicht werden.

Sie waren sich auch über die Vernetzung einig: Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Inklusion, Partizipation und viele weiteren Themen sind unheimlich verwoben. Wenn wir sie (in der Gesellschaft allgemein oder in spezifischen Arenen wie Schule, Lehrerbildung, Wissenschaft) einzeln behandeln, werden wir keine nachhaltige Lösungen erarbeiten können.

Wenn es um Kompetenzen geht, hinterfragte Nina Grünberger, ob Kompetenzraster und -rahmen der richtige Weg sind, die Komplexität des Digitalen gerecht zu werden. Aber wenn es sie geben muss, dann mit einem dezidierten Ziel: Care for well-being and the global environment. Das sollte nicht nur eine Unterkategorie sein, sondern als wichtig und sichtbar dargestellt werden. Bei Dan Verständig tauchte ein Thema auf, die anderswo auf der Tagung (zu machine learning und KI) auch besprochen wurde: Algorithmen demystifizieren als essentielle gesellschaftliche Aufgabe.

Um Algorithmen zu demystifizieren braucht es, so die allgemeine Sicht auf der Tagung, nicht nur Informatiker:innen, sondern interdiszipinäre Beiträge und Teams. Und das ist ein Ziel, das wir uns in The Basement auch setzen. Stay tuned.

Foto von Shahadat Rahman auf Unsplash.