Selbst Erklärvideos erstellen. Open source Alternativen

Jemand nimmt eine Audiodatei mit einem Mikrofon for einem geöffnetem Laptop auf

Ein Gastbeitrag von Andreas Goebel (Otto-Hahn-Gymnasium, Göttingen)

Wir in The Basement lernen gerade sehr viel von aktiven Lehrenden. Andreas Goebel, Lehrer am Otto-Hahn-Gymnasium in Göttingen, hat mit uns einige Vorschläge geteilt, die er für seine Kolleg*innen geschrieben hat. Neben den technischen Tipps zu wie man selbst Erklärvideos erstellen kann–mit einem Schwerpunkt auf kostenlose, open source Software–bietet vor allem die entspannte, DIY Haltung, die er empfiehlt, Lehrenden eine große Unterstützung. Die passt auch gut zu Aussagen von Eltern, die es begrüßen, wenn Lehrende selber Videos erstellen, die auf ihre Kinder zugeschnitten sind, selbst wenn diese Videos nicht so „professionell“ und „glatt“ herkommen wie die von bekannten YouTuber*innen oder Fernsehstars. Hier seine Vorschläge:

Mit dem Handy

Die einfachste Möglichkeit ist sicher, direkt mit dem Handy etwas aufzunehmen. Eine Halterung wie diese hier kann helfen, einfach ein Heft / Buch abzufilmen:

Ein Bild von einer kosteng?nstigen Handy Halterung

Man kann sich sicher aus einem Pappkarton eine Halterung basteln, es muss ja nicht gleich so ausgefeilt sein wie hier:

Ein selbstgebastelter Handy Halterung aus Pappkarton. Sehr elegant
Handyhalterung von halbtagsblog.de

Man kann Handyvideos direkt bei Moodle [und anderen Lernplattformen, Anmerkung der Basement Redakteurinnen] hochladen oder auch direkt beim Erstellen einer Seite die Handykamera aufrufen (der Knopf „Video aufnehmen“, der aussieht wie eine Kamera, dient dazu). Hierbei läuft man allerdings Gefahr, dass das Video bei manchen nicht läuft. Daher lade ich meine Videos bei Youtube hoch. Wer das tut und nicht möchte, dass alle Welt die Videos sieht, sollte die Veröffentlichungseintsellung auf „nicht gelistet“ setzen!

Mit einer Whiteboard-Software

Mit vielen „Tafel“-Programmen kann man direkt einen so genannten „Screencast“ aufnehmen. Eine Software, die auf allen gängigen Plattformen läuft und die ich empfehlen kann, ist „Open Board“.

Die Funktion zum Aufnehmen verbirgt sich hinter dem Knopf „Open Board“ (oben rechts), Unterpunkt „Podcast“. Open Board ist eine sehr mächtige Software, die Einarbeitung erfordert, es gibt dazu ebenfalls Videos, hier ein Einstieg (das Video ist nicht von mir, ich selbst bin kein Experte für Open Board):

 
Einführung in OpenBoard

Ich selbst verwende die Software Xournal++ , die besonders gut mit Convertibles funktioniert und ebenfalls unter Windows, Mac und Linux läuft. Unter Windows sehr beliebt für diesen Zweck ist auch One Note (in MS Office enthalten).

Wenn die Tafelsoftware selbst keine Recording-Funktion hat, benötigt man einen Screenrecorder. Ich verwende Vokoscreen, das ursprünglich nur unter Linux lief und jetzt auch unter Windows läuft. Eine Alternative für alle Plattformen ist OBS Studio. Leider ist OBS Studio eine sehr umfangreiche und somit auch komplexe Software, vielleicht kennt hier noch jemand eine gute Alternative für Windows, die einfacher ist.

Videoschnitt für die Nachbereitung

Wenn man sich kurz vor Ende eines Videos versprochen hat, möchte man ja nicht alles nochmal machen. Man braucht eine Schnittsoftware. Ich verwende kdenlive.

kdenlive ist ursprünglich ein Linuxprogramm, mittlerweile aber auch für Windows + Mac verfügbar. Ob es da genauso gut läuft, weiß ich nicht. Windows-Nutzer nehmen für einfachen Videoschnitt häufig den Windows Movie Maker (war in Windows 7 enthalten), Mac-User nehmen das sehr gute iMovie (das es aber für andere Plattformen nicht gibt). Wer noch einen Tipp für Windows-Nutzer hat: Immer her damit!

Präsentationssoftware

Auf Tablets sehr beliebt: Explain Everything

Für „coole“ Präsentationen (benutzt z.B. von „The Simple Club“): Prezi

Achtung: Wer prezi gerne benutzen möchte, braucht eigentlich die Kaufversion, bei der kostenlosen Version wird automatisch alles, was man macht, veröffentlicht!

Die freie Open-Source-Variante von prezi hei?t sozi.

Sozi ist empfehlenswert für Leute, die sich bereits mit der zu Grunde liegenden Software „inkscape“ auskennen, für alle anderen ist die Lernkurve sehr sehr steil (auch wenn man die Nachteile von prezi komplett umgeht und die Ergebnisse genauso gut sein können, ich selbst arbeite gelegentlich damit).

Mein Rat

Bleibt authentisch! übertreibt den Aufwand nicht! Ein Handyvideo mit einer Flipchart oder einem abgefilmten Notizblock kann viel ansprechender sein als ein aufwändig produziertes, technisch überladenes Video. Man kann auch einfach eine Digitalkamera auf ein Stativ stellen, in die leere Schule gehen und sich selbst an der Tafel filmen! Auf den Inhalt kommt es an, nicht auf das Medium! Ich selbst arbeite auch im Unterricht oft mit einer Whiteboard-Software, daher mache ich auch meine Videos so (weil der Aufwand für mich am geringsten ist). Ihr müsst, wenn ihr Videos für Eure Schüler machen wollt, für Euch selbst einen passenden Weg finden, das muss nicht der meine sein!

Foto von Soundtrap auf Unsplash