In einer Welt, in der Informationen soziale Kommunikation nur einen Tipp mit der Fingerspitze entfernt sind, treffen formale Bildung und interessensgeleitetes, außerschulisches Lernen immer wieder aufeinander. In diesem Culture-Clash ist es eine Herausforderung, zu lehren und zu lernen.
In The Basement haben wir es uns zur Aufgabe gemacht und es gehört zu unserem Selbstverständnis, Lehren, Lernen, Schule und Unterricht umzudenken, neu zu denken und im Kontext gesellschaftlicher Wandlungen zu sehen. Als ein hilfreiches Konzept dient uns dabei in unserem Klassenraum der Zukunft der Connected Learning Ansatz.
Übersetzt wird Connected Learning manchmal mit „Vernetztem Lernen“. Mir gefällt diese Übersetzung nicht so gut: Vernetzt klingt sehr technologiezentriert, fast nach Social Media Netzwerken. Das „Connected“ meint aber um als die technologisch unterstützte Vernetzung. In meinem Beitrag bleibe ich daher bei dem englischen Begriff, eine Übersetzung mit verbindendes Lernen, erscheint mir dennoch als am passendsten – vielen Dank an Sabine Auscher für den Übersetzungsvorschlag!
Beim Connected Learning geht es um mehr als nur um die Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten, es geht darum, die Lernenden mit der Welt um sie herum und ihren Phänomenen zu verbinden und sie dazu ermutigen und darin zu unterstützen, einen sinnvollen Beitrag zu leisten und leisten zu wollen. Dies geschieht in der Verbindung von drei zentralen Elementen, die Connected Learning ausmachen:
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In dieser Verbindung der drei Aspekte Interessen, Möglichkeiten und Beziehungen findet verbindendes Lernen bzw. Connected Learning statt.
Interessen fördern den Drang, Wissen und Fachkenntnisse zu erwerben. Die Forschung hat wiederholt gezeigt, dass die Lernenden wesentlich bessere Lernergebnisse erzielen (mehr dazu unter: CL-Alliance ), wenn das Thema persönlich interessant und relevant ist. Connected Learning betrachtet Interessen und Leidenschaften, die in einem sozialen Kontext entwickelt werden, als wesentliche Elemente.
Die Lernenden brauchen die Unterstützung von Gleichaltrigen und Mentoren, um Rückschläge und Herausforderungen zu überstehen. Gemeinsame Geschichten und Erfahrungen, Emotionen und persönliche Bindungen unterstützen den Lernprozess.
Schule ist längst nicht mehr der einzige Ort, etwas zu lernen. Durch die Verfügbarkeit von Informationen und Lerngelegenheiten findet Lernen und Wissensaneignung an allen möglichen Orten und in verschiedensten Situationen statt. Erfolg über das Klassenzimmer hinaus erfordert greifbare Verbindungen zu realen beruflichen und bürgerlichen Möglichkeiten. Im Connected Learning werden zum einen Möglichkeiten geboten, zum anderen selbst erkannt und im eigenen Maße genutzt.
Die Connected Learning Alliance (link) hat ein schönes kleines Beispiel, um den Ansatz zu visualisieren:
In The Basement versuchen wir durch bestimmte Perspektiven, Herangehensweisen und Methoden den Connected Learning Ansatz zu verfolgen.
Inhalte sollten interessengeleitet („interest-powered“ ) sein. In The Basement versuchen wir durch partizipative Methoden den Schüler*innen in ihren persönlichen Interessen zu begegnen und neue Interessen zu wecken. Die Lernenden sollen nicht in ihren Interessen „angeleitet werden“, sondern durch ihre persönlichen geleitet werden und dabei neue Inhalte und Leidenschaften entdecken können. Es reicht also über eine lebensnahe Gestaltung bereits vorhandener Lehr-Lernthemen hinaus: Ein Lerninhalt, der sich aus sich selbst heraus durch eigene Neugier und dem eigenen Bedürfnis zu gestalten, entwickelt.
Das Gestalten eigener (digitaler) Produkte aufgrund eigener Ideen soll zentraler Bestandteil sein. Das Lernen, welches durch aktives Produzieren, Kreieren, Experimentieren und Entwerfen entsteht, fördert Fähigkeiten und Dispositionen für lebenslanges Lernen, machen Mut und unterstützen dabei, sinnvolle Beiträge zu den sich schnell verändernden Arbeits- und Gesellschaftsbedingungen zu leisten. Wir wollen Lehrkräfte dazu anregen und mit ihnen gemeinsam überlegen, wie diese Methoden auch im Klassenzimmer Raum finden und gleichzeitig die Möglichkeit bieten, den Klassenraum einfach zu verlassen und an einem anderen Ort gemeinsam interessengeleitet zu lernen.
Connected Learning entfaltet sich in einer sozial bedeutsamen und wissensreichen Umwelt, in der kontinuierliche Partizipation, Selbstdarstellung und Anerkennung zentrale Elemente sind. Dieser alltägliche Austausch und die Möglichkeiten, die Social Media dazu bieten, kann eine Peer-Kultur fördern, die zu einem Lernen beiträgt, dass für die Lernenden ansprechend und wirkungsvoll ist. In The Basement setzen wir uns z. B. mit Instagram und Tiktok auseinander, hinterfragen Mechanismen und sehen die Plattformen als Teil unseres alltäglichen Geschehens, in dem Jugendliche wie Erwachsene partizipieren und sich engagieren.
Diese Möglichkeiten des Teilens bieten genau dort auch die Möglichkeit, Generationen und Statusgruppenübergreifend zu lernen. Interessen werden öffentlich geteilt und so gemeinsame Interessen gefunden. Es kann so zu einem gemeinsamen Ziel beigetragen werden. Es eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten, die unterschiedlichsten Kompetenzen zusammen zu bringen und sich gegenseitig unterstützen.
The Basement als Knotenpunkt zwischen Forschung und Transfer des Leibniz Instituts für Bildungsmedien erkennt die Bedeutung von Austausch an und möchte – im Sinne des Connected Learning – die Kultur der Gemeinschaften und die interessengeleiteten Aktivitäten junger Menschen nutzen, sich mit ihnen verbinden und so Lernende unterstützen, ihr wahres Potenzial zu erkennen und in die Gesellschaft einzubringen.
Foto von Kelly Sikkema auf Unsplash.